Als junge Kunstsparte, die immer am Puls der Zeit technologischer Entwicklungen steht, stellt digitale Medienkunst den Kultursektor in der Archivierung vor große Herausforderungen. Die professionelle Dokumentation und langfristige Sicherung von digital-born Content steht auch in Disziplinen und Institutionen mit einer langen Tradition des Sammelns (Bibliotheken, Kunstmuseen, Literatur- und Staatsarchive) erst am Beginn. Auch finden sich in vielen Archiven zur Medienkunst unterschiedlichste Bestände zugleich. Im Ars Electronica Archiv beispielsweise reicht die Heterogenität der Daten von historischen Dokumenten in physischer Form über klassische Videoformate bis hin zu Digital Born Content wie 8K Video Files und Code. Dies hat einen erhöhten Aufwand in der Erhaltung, Katalogisierung und Veröffentlichung der Daten zur Folge, und führt zudem zu einer Zunahme der Komplexität der ohnehin schon vielen Anforderungen genügenden Datenbanken.
Die Europäische Union hat die Dringlichkeit des Themas erkannt und tätigt substanzielle Investitionen in digitale Infrastruktur für die Professionalisierung der Archivierung von digitalem Kulturerbe (European Open Science Cloud, European Collaborative Cloud for Cultural Heritage, Europeana, etc.). Als Europäische Leitinstitution für digitale Medienkunst wird Ars Electronica hier wegweisende Lösungen mitentwickeln und die Position Österreichs als prominentem Beiträger zum Erhalt des Europäischen digitalen Kulturerbes stärken und festigen.
Im Zuge des „Archive Relaunch Project“ denkt Ars Electronica sein Archiv neu. Man diskutiert neue Ansätze, entwickelt sich weiter, nimmt notwendige Anpassungen vor, und stellt sich den neuen Herausforderungen: Durch eine Softwareaktualisierung und Adaptierung des Datenmodells wird der Fortbestand des schon derzeit großen Datenschatzes gesichert. Zudem werden u.a. durch Verknüpfungen Möglichkeiten geschaffen, neue Daten einfacher und umfassender abzulegen. Ein neues User-Interface Design ermöglicht es Mitarbeiter*innen aus allen Bereichen das Archiv aktiver zu nutzen. Und Datenbereinigungen hinsichtlich der Anlage von Personen, werden die Grundlage für mehr Vernetzungsmöglichkeiten schaffen - sowohl im eigenen Online Archiv als auch mit anderen Archiven. Im Kontext Europäischer Entwicklungen wird der Fokus insbesondere auf der Harmonisierung mit internationalen Datenstandards liegen, um die Kompatibilität mit anderen Datenquellen sicherzustellen. Durch das Teilen der Daten in nationalen und europäischen Infrastrukturen wie Kulturpool und Europeana werden sie nicht nur der interessierten Öffentlichkeit, sondern auch der Forschung besser zugänglich gemacht.
Ein zweiter Projektstrang wird das Archiv im kommenden Jahr um einen großen Datenbestand erweitern. Die Aufarbeitung eines Teil-Nachlasses von Hannes Leopoldseder, einem der Hauptakteure insbesondere in der Frühphase von Ars Electronica bis Mitte der 90iger, wird die Zahl der digitalisierten historischen Dokumente im Archiv deutlich erhöhen und mit dem Fokus auf der Entstehung des Festivals, des Prix und des Museums einen wichtigen Beitrag zur Zugänglichkeit des digitalen Kulturerbes und der historischen Dokumentation im Bereich der Medienkunst leisten.
Die Ergebnisse und Erkenntnisse aus dem Projekt werden mit Projektabschluss auf der Ars Electronica Webseite publiziert. Eine Auswahl der neu erstellten Digitalisate wird mit Projektende im AE Online Archiv sowie der Kulturerbe-digital Plattform und über diese auch auf Europeana zugänglich sein.
Ars Electronica Online Archiv: https://archive.aec.at/
Informationen über das Archiv: https://ars.electronica.art/archive/de/
Kulturerbe-digital Plattform: https://kulturerbe-digital.at/
Das Projekt “Archive Relaunch ” ist ein vom Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlicher Dienst und Sport gefördertes Projekt.